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RAUM : OBJEKT

deren Eigenverantwortung mehr Raum zu ge-

ben. „Es geht darum, Strukturen zu schaffen,

die Kommunikation ermöglichen, anstatt sol-

cher, die sie unmöglich machen“, sagte Bern-

hard Herzog. Einen Ausblick auf die Zukunft

der Arbeitswelt gab Herzog auch: „Früher hieß

es: Zeit, Raum, Aufgabe. Die Zukunft wird sein:

Arbeite, wann und wo du willst.“ Dank mobiler

digitaler Medien wird Arbeit nicht mehr nur im

Büro stattfinden, sondern – Stichwort „Third

Place“ neben Büro und Zuhause – an jeglichem

Ort, zu jeglicher Zeit. Zum Teil ist das ja be-

reits der Fall.

Die verstärkte Vernetzung und grundsätzliche

Offenheit beschränken sich nicht nur auf das

jeweilige Unternehmen – etwa im Austausch

zwischen den Abteilungen –, sondern dehnen

sich nach außen aus. Ein schönes Beispiel dafür

ist das soeben im Bau befindliche und für 3.500

Arbeitsplätze ausgelegte neue Bürogebäude von

Axel Springer in Berlin. Dort wird ein Viertel

der Büroflächen an betriebsfremde Start-ups

vermietet werden. Warum? Man erwartet sich

vom Austausch zwischen Mitarbeitern unter-

schiedlicher, aber doch allesamt in der digita-

len Welt verorteter Unternehmen zusätzliche

Impulse.

Anschauungsbeispiel

Hilfsorganisation

Anhand eines Anschauungsbeispiels aus der

Zuhörerschaft, der regionalen Zweigstelle ei-

ner Hilfsorganisation, arbeitete Bernhard Her-

zog heraus, wie sich der Ist-Zustand eines Un-

ternehmens verbessern lässt. Dieser wurde

zunächt einmal gemeinsam mit dem Manager

der Hilfsorganisation mit Hilfe bestimmter Pa-

rameter erhoben, die durch Skalen von 0 auf

100 Prozent veranschaulicht wurden.

Wie sieht der Mix zwischen den Zonen für Ein-

zelarbeit („Me-Zone“, traditionelle Desk Area

oder auch Fokus Box, ein kabinenartiges Rück-

zugsgebiet zum ungestörten fokussierten Arbei-

ten), für Kommunikation („We-Zone“, Bespre-

chungs- und Konferenzräume) und für sonstige

Zusammenarbeit (Projektraum) aus? Inwieweit

entspricht er den Anforderungen der Organi-

sation im Hinblick auf Flexibilität, Kommuni-

kation und Vernetzung? Ist das Bürokonzept

insgesamt eher offen oder eher abgeschlossen?

Wie spürbar bzw. durchlässig sind die Grenzen

zwischen den einzelnen Abteilungen? Wie ist

die Organisation funktionell/personell geglie-

dert (Führungsebene, Sachbearbeiter, Außen-

dienstmitarbeiter, Verwaltung usw.)? Wie steht

es um die Sichtbarkeit am Arbeitsplatz, sind so-

wohl transparentere als auch privatere Zonen

vorhanden? Macht es Sinn, die Räumlichkeiten

nach der Lautstärke, die dort vorherrscht – stil-

le „Silent area“, halblaute „Core area“, „Dyna-

mic area“ mit höherer Grundlautstärke –, ein-

zuteilen? Wie sehr wird auf Status – Stichwort

Chefzimmer – Wert gelegt? Wie gut ist man in

puncto Informations- und Kommunikations-

technologie aufgestellt?

Es zeigte sich, dass bestimmte Instrumente aus-

gesprochen hilfreich sind, wenn es darum geht,

Schwachpunkte in einer Organisation offenzu-

legen. Eines war die Analyse des Ich-Zustands

nach Parametern und dessen Visualisierung

durch Skalen, wie bereits dargelegt. Ein ande-

res war der Einsatz von Grundriss-Schemata, in

denen mittels Kärtchen Varianten der Raum-

aufteilung nach Zonen – Kundenkontakt, War-

teraum, Einzelarbeitsplatz usw. – durchgespielt

wurden.

Der angestrebte Soll-Zustand wurde ebenfalls

mit Hilfe der Visualisierung durch Skalen er-

fasst: Wie weit sie in puncto Offenheit, Raum-

mix, Hierarchieabbau usw. gehen möchte,

muss jede Organisation für sich selbst entschei-

den. – Als letzter Schritt bleibt dann nur noch,

die entsprechenden baulichen Veränderungen

vorzunehmen.

www.blaha.co.at www.moo-con.com

Evolution der Bürowelt: Die Tendenz geht vom territorialen

Arbeitsplatz hin zu kommunikativen Einheiten, die schließlich

ganz ohne einen solchen auskommen.

Abbildung: © M.O.O.CON

Die tätigkeitsorientierten Arbeitsräume des DOKA Lab sollen bewirken, dass sich die

Abteilungen Marketing und Produktmanagement stärker austauschen.

Foto: © M.O.O.CON/Fotograf: Helge Bauer

„Früher hieß es: Zeit, Raum,

Aufgabe. Die Zukunft wird

sein: Arbeite, wann und

wo du willst.“