wohninsider_FebruarMärz 2018

wohninsider.at 33 HAPTIK BESIEGT ONLINE angekommen ist. Fühlen und erleben ist im- mer schon das Wesentliche gewesen, das hat sich weiter verstärkt. Mit Haptik können Kunden also wirklich angesprochen werden? Ja, weil mit der Haptik einerseits der Tast- und Fühlsinn aktiviert werden, andererseits aber auch das Gefühl. Beispielsweise hat ein polierter Stein eine ganz andere Aus- strahlung als ein stark gelederter oder ein geflämmter Stein, der einen viel weicheren Ausdruck hat. Dies sieht man nicht nur, son- dern spürt es auch und heutzutage möchte man mehr den Wohn- und Wohlfühlcharak- ter genießen. Die eher kühle Architektur mit viel Beton und Glas überholt sich schon wie- der ein wenig, es kommt eine „ Jetztzeit-Bie- dermeierzeit“, es ist wieder mehr Gefühl an- gesagt. Dementsprechend macht es sich am größeren Zulauf bemerkbar, wenn man meh- rere Faktoren von Haptik anbieten kann. Weil sich Oberfläche und Haptik eben nicht über das Internet verkaufen lassen? Es ist eine Teufelsschere. Auf der einen Sei- te braucht es das Internet, weil man dadurch gefunden und breit gefächerter bekannt wird. Natürlich können darüber nur schöne Fotos transportiert und das Interesse geweckt wer- den, im direkten Kontakt hat man dann die Chance, die Haptik tatsächlich zu zeigen und erlebbar zu machen. Insofern ist es ein Par- allellauf. Es braucht beides: Das Internet und den Schauraum, wo die Haptik gezeigt und verkauft werden kann. Wie haben sich die haptischen Bedürf- nisse und Wünsche in den letzten Jahren verändert? Das ist nicht so einfach zu sagen. Sicher wird heute viel mehr darauf geachtet und die Ent- scheidung bewusster getroffen. Das hat auch mit Nachhaltigkeit zu tun. Konsumenten wollen sehen und fühlen, wie das Material mit verschiedenen Oberflächen wirkt und ob es hochwertig ist. Es wird mehr Wert darauf gelegt, woher das Produkt kommt, woraus es besteht und welche Oberfläche es hat. Lassen sich Haptik und Hochwertigkeit also gleichsetzen? Ich glaube schon. Natürlich wird ein Produkt durch eine andere Oberfläche letztlich nicht vom Urmaterial her wertiger, aber beim Wohlfühlcharakter und der ist entscheidend, ob es gekauft wird oder nicht. So manches Naturmaterial wird ja mitt- lerweile auch imitiert. Es wird immer Imitate geben, weil es natür- lich auch mit dem Budget der Kunden zu- sammen hängt. Es ist natürlich ein Nachbau und die Industrie kann das mittlerweile su- pergut. Gewisse Einsatzgebiete können auch nur mit solchen Produkten bedient werden. Es geht aber eben auch um die Ausstrahlung, die, selbst wenn die Produkte optisch ähnlich sind, bei Imitaten meistens kühler ist. Es sind also ehrliche Materialien gefragt? Ja, zum Glück. Es wird wieder mehr auf Wertigkeit gesetzt. Da ist aber noch viel zu tun, weil leider viele Konsumenten nach wie vor Produkte kaufen, die nur wenige Jahre halten. Ein schönes Material ist aber günsti- ger, wenn man es viele Jahre hat. Hier ist es einerseits wichtig, beides bieten zu können, andererseits aber auch die Beratung. Bei gu- ter Beratung erkennen Konsumenten, dass auch ein authentisch besseres Produkt in ih- rem Budgetrahmen möglich ist. Man muss mit den Vorurteilen aufräumen und sich da- von lösen, dass hochwertige Qualität nur teu- er ist. Haptik braucht also gute Beratung? Es braucht immer Beratung. Das Internet ist für die Erstinformation und leider oft Fluch für den Beratenden im stationären Handel. Er zeigt Konsumenten die Produkte, die sie dann im Internet kaufen. Natürlich liegt es auch an der Beratung, den Verkauf sofort ab- zuschließen. Das ist heute aber nicht mehr so einfach, weil Kunden frei entscheiden wollen, wann sie kaufen. Wir sehen, dass Kunden schon gut vorinformiert zu uns kommen und gewisse Produkte, wenn sie vor Ort gesehen und gefühlt wurden, auch gleich gekauft wer- den. Gibt es Trends, die sich ablesen lassen? Rein haptisch kann ich kaum wirkliche Trends ausmachen. Früher hat es einfach viel weniger Oberflächen-Möglichkeiten gege- ben, heute ist die Vielfalt größer. Holzböden wurden beispielsweise immer schon bearbei- tet, aber weniger wegen der Haptik als wegen technischer Merkmale. Heute werden ihnen bewusst Effekte verliehen, Holzböden müssen auch nicht mehr astrein sein und dürfen Aus- kittungen haben. Alles soll möglichst natür- lich aussehen, das ist eine aktuelle Tendenz, Softlines als Großkategorie sind gefragter, natürliche Haptiken mit Wärme und Wohn- lichkeit, und auch Individualität, mit der Farbgebung und Form Akzente zu setzen, die den Kunden repräsentieren und widerspie- geln, ist ein wesentlicher Punkt. www.lavisio.at „Heutzutage möchte man mehr den Wohn- und Wohlfühlcharakter genießen.“

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