wohninsider_FebruarMärz 2018
28 wohninsider.at HAPTIK BESIEGT ONLINE iel Fehlinformation und Irrglaube liege beim The- ma Online-Handel im Möbelbereich, sagt Mag. Andreas Kreutzer von Bran- chenradar.com (lesen Sie dazu das Interview „Die Dinge zu Ende denken“ auf Seite 22) „Wenn das Geschäft nicht geht, reden sich viele auf den Online- Handel aus“, so Kreutzer weiter. Aber es werde viel „Blödsinn“ erzählt. Zah- len, die diesbezüglich kolportiert werden, seien einfach unrichtig und die Möbelbranche sei hier mit an- deren Branchen – etwa der Beklei- dungsbranche (Onlineanteil ca. 36%) nicht zu vergleichen. Selbst die großenflächigen Möbel- händler haben mit ihren Onlineshops größte Probleme, wie man aus Insi- derkreisen hört. IKEA, einer der Vor- reiter in Sachen online, habe bisher noch keine einzige Küche via Web verkauft. Und alle Großen fischen mit ihren Shops im gleichen Wasser: billig, billiger, am billigsten. Kein Thema also, für ein Fachstudio, denn in diesem Bereich kannibali- sieren sich die XXXL’s, Kika’s, Leiner’s und Co. Wobei, wie die letzte Zeit bewies, auch für diese Player die Luft dünn werden kann und die Gewässer überfischt sind. „Es funktioniert kein Möbel im Internet, das über 1.000,- Euro kostet“, sagt ein österreichischer Möbelprodu- zent zu wohninsider. Und so kann man in der Einrichtungsbranche die Produktgruppen, die im Internet laufen leicht erken- nen: Billiges, Solitärmöbel, Accessoires usw. Haptik und das Thema Einkaufs- erlebnis Es lehrt jeder Coach und es sagt jeder Shopdesigner. Der Konsument will beim Einkaufen was erleben, er sucht Emotionen. Die Haptik ist dabei das erste und wahrscheinlich wichtigs- te Erlebnis. Der Tastsinn, um den geht es, das Empfinden und Fühlen beeinflusst jede Kaufentscheidung, wenn es um ein hochwertiges Pro- dukt geht. Mit anderen Worten: ei- nen Plastik-Sessel um 49,90 Euro für den Balkon kauft man sich durch- aus schnell im Internet und sollte die- ser nicht passen, so landet er im Müll. Einen hochwertigen Stuhl im dreistelligen Eurobereich wird man sich vorher wohl eher anschauen. Sich reinsetzen, d’rüberstreichen, sich zurücklehnen und dann entscheiden, ob man das Geld dafür ausgibt. Und so ist es bei allen hochwerti- gen Produkten, in unserem Fall Möbel. Grundvoraussetzung und im- mer wichtiger sind dabei ehrliche Materialien. Ein Thema, dass die Möbelbauer längst erkannt haben und das auch vom Konsumenten immer mehr gefordert wird. DIE STÄRKE DES STATIONÄREN HANDELS Haptik besiegt online Es gibt genug stationäre Händler, die das Internet am liebsten abschalten würden. Der rasche und einfache Preisvergleich diverser Produkte sind dem Handel ein Dorn im Auge. Von Erlebniseinkauf keine Rede, das Thema Preisverriss beherrscht alles. Dabei hat der hochwertige Einrichtungsfachhandel diesbezüglich sehr gute Karten: Er hat das Thema Einkaufserlebnis auf seiner Seite und hier steht die Haptik an oberster Stelle. V on G erhard H abliczek Stimmen zum Thema Haptik Stefan Oberkanins, Möbelnetzwerk Ein wesentlicher Vorteil des stati- onären Handels gegenüber reinen online Anbietern ist sicherlich das The- ma Haptik. Das gilt speziell bei hochpreisigen Produkten. Ein Kunde der viel Geld in die Anschaffung von Möbeln inves- tiert will ein emotionales Erlebnis, möchte die Materialien fühlen und riechen. Ich denke das ist auch ein Hauptgrund dass heutige Online- shops in Verbindung mit stationären Geschäf- ten besser funktionieren als reine online Anbie- ter. Dieser Wettbewerbsvorteil ist nicht in Stein gemeißelt. Es werden bereits Entwicklungen getestet, die z.B. Düfte über Kurzmitteilungen versenden. Auch die Entwicklung von augmen- ted und virtual reality und künstlicher Intelli- genz geht rasend schnell. Ziel dieser Entwick- lungen ist der sogenannte Haptic ecommerce. Das ist allerdings kein Grund zur Angst. Es wird aber nötig sein dass sich der Fachhandel eine Strategie zu diesem Thema überlegt um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. www.moebelnetzwerk.com Die Reihung der einzelnen Antworten erfolgte aus rein grafischen Gesichtspunkten, ohne Gewähr auf Vollständigkeit; Fotos: jeweiliges Unternehmen.
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