wohninsider April/Mai 2018

84 wohninsider.at WOHNEN I n Zusammenarbeit mit dem Insti- tut für Handelsforschung (IFH) warf Wirtschaftsprüfer KPMG einen Blick in die Zukunft des Möbelmarktes in Deutschland. Die Studie ist auch für heimi- sche Branchen-Player von Interesse: zum ei- nen, weil die Ergebnisse aufgrund des mehr- stufigen Verfahrens besonders aussagekräftig sind, zum anderen, weil die gesonderte Aus- wertung der Online-affinen Smart Consumer eine Ahnung von künftigem Kaufverhalten vermittelt. Zu Beginn werfen die Studienautoren einen Blick in die jüngere Vergangenheit. Den Be- fund würde man auch hierzulande unter- schreiben: „Gehindert wird die Marktent- wicklung durch den ,Hyperwettbewerb‘ des Handels. Ungebremstes Flächenwachstum und aggressive Preispolitik sollen die Nach- frage anheizen, führen aber zu einem gerin- geren Gesamtvolumen und zu einer Preis- spirale.“ Teilweise aufgefangen wurden diese – angesichts steigender Nachfrage unnötigen – Umsatzrückgänge durch Ergänzungssorti- mente wie Wohn-Accessoires. Der Online- Handel verschärft die Situation. Er schafft Preis- und Informationstransparenz. Nicht zu vergessen: die Kannibalisierungsverluste des stationären Handels durch die eigene Online- Präsenz (3,61 Mrd. Euro in Deutschland im Jahr 2017). Möbelkäufer achten auf die Marke Nach welchen Kriterien kauft der Kunde? Bei Kleinmöbeln zählt vor allem der Preis. Käu- fer von Wohn-Accessoires haben’s gern güns- tig und individuell. Bei größeren Möbelstü- cken hingegen wird auf Qualität und Marke geachtet. Frustrierend ist oftmals die Suche nach dem passenden Produkt. Fast jeder Drit- te findet nicht das, was er sich wünscht. Mit 40 Prozent ist dieser Anteil unter Smart Con- sumern und zahlungskräftigen Kunden noch höher. Ein Viertel der Konsumenten emp- findet die Möbelgeschäfte als veraltet (Smart Consumer: 40 Prozent!). Grund zu Unzufrie- denheit geben auch lange Lieferzeiten und zu wenig Personal. Schlechte Beratung ist ein No-Go im stationären Handel: 58 Pro- zent brechen einen Kauf ab, wenn sie das Ge- fühl haben, vom Verkäufer schlecht beraten zu werden; von den zahlungskräftigen Kun- den mit einem Einkommen über 5.000 Euro schlossen sich sogar zwei Drittel dieser Aus- sage an. STATIONÄRER HANDEL Möbelhandel ist Wandel Die Zukunft des Möbelhan- dels untersuchte KPMG (Wirtschaftsprüfungs- und Be r a t ung s un t e r nehmen ) . Erfreuliches Resultat: Der stationäre Handel ist nach wie vor Inspirationsquelle Nr. 1 des Konsumenten. Damit das so bleibt, müssen die Herausfor- derungen der Digitalisierung angegangen werden. V on R einhard E bner In einem mehrstufigen Ansatz erstellte KPMG eine Studie zur Zukunft des Möbelmarktes. Zu- nächst wurden die Strukturen des Home & Interior-Mark- tes analysiert. Auf Basis der Er- kenntnisse wurde ein Exper- ten-Workshop mit namhaften Teilnehmern aus Handel und Industrie durchgeführt und um telefonische Experten-Inter- views ergänzt. Aufbauend auf Marktanalyse und Experten- Interviews wurde anschließend eine repräsentative Befragung von 1.000 Konsumenten in Deutschland durchgeführt. Um einen besseren Einblick in Zukunftstrends zu bekom- men, wurden Smart Consu- mer (gebildet, Mobile- und Smartphone-affin, rund elf Prozent der Internet-Nutzer) gesondert berücksichtigt. „Der Möbelhandel von morgen muss weg von der Produkt-, hin zu einer konsequenten Kundenorientierung.“ IFH-Chef Kai Hudetz , Foto: IFH Köln Zur Studie

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