wohninsider April/Mai 2018

wohninsider.at 25 BRANCHENTALK Auf Knopfdruck geht das ja nicht, es braucht eine exzellente Teamauswahl, viel Zeit, Aus- und Weiterbildung somit letztlich Geld, um so eine gut funktionierende „Verkaufsmaschi- ne“ mal gut im Laufen zu haben. Das nicht so tolle Image des Verkäufers, speziell in der Großfläche, tut ein Übriges sowie die Sams- tagsarbeit, was die Jungen weniger attraktiv finden und daher andere Jobs suchen bzw. der Branche nicht treu bleiben. Da müssen wir gegensteuern und bei den Jungen durch hippe und smarte Mitarbeiterkonzepte punk- ten. Punkt 2: Kundenkommunikation bedeutet nicht, dass der Kunde ins Geschäft kommt und man betreut ihn und berät ihn. Kunden- kommunikation geht viel weiter, fängt viel früher an und hört viel später auf. Das reicht von online bis ins stationäre Geschäft. Da bin ich jetzt wieder dort, was ich am Anfang gesagt habe. Dazu braucht man eine gewis- se Größe. Ein Zwölfpersonen-Unternehmen schafft das nur unter größten Anstrengun- gen samt hohem Zeitverbrauch und outsour- cen kann man das schwer bis gar nicht, da sowohl in den Bereichen off- wie online eine Menge zu tun ist. Punkt 3: Bürokratie, die massiv ausufert. In einem großen Unternehmen vielleicht mit 50 Mitarbeitern ist die Kraft noch da, dass man die erforderlichen Personen wie bspw. Sicherheitsvertrauensperson, Ersthelfer, Brandschutzbeauftragten, Abfallbeauftrag- ten u.v.m. oder wie jetzt aktuell einen Ver- antwortlichen für die neue Datenschutzver- ordnung bestellt. Bei zehn Leuten muss das meist der Chef persönlich machen, sofern rechtlich überhaupt möglich. Ich kann davon wirklich ein Lied singen. In meinem Unter- nehmen war ich zum Beispiel auch Aufzugs- wart, neben vielen anderen Tätigkeiten, die von diversen Behörden vorgeschrieben wur- den. Wir hören zwar laufend vom Abbau der Bürokratie, aber das ist leider nur heiße Luft. Die Bürokratie wird immer umfangreicher, aufwändiger und komplizierter. Aktuell auch mit der neuen Datenschutz- verordnung? Genau! Ursprünglich war das Thema Da- tenschutz gedacht als Schutz vor Datenmiss- bräuchen von Personen durch Big Player (Amazon, Google, etc.) und derer Datensam- melwut. Das Gesetz wurde unter Federfüh- rung der deutschen und österreichischen EU-Parlamentarier im EU-Parlament durch- gebracht. Unsere Brüsseler Abteilung stand da an vorderster Front. Ich persönlich sehe den Sinn in einer solchen Gesetzgebung nur dann, wenn diese eine weltweite Anwendung und auch Verfolgung fänden würde. Aber so kommen nur wir in der EU zum Handkuss. Uns wird diese Ver- ordnung treffen und zwar massiv, sowohl was die Mehrarbeit angeht wie auch wirtschaft- lich durch das Wegfallen vieler Adressen. Big Player, die nicht (mehr) in der EU ansässig sind, juckt das so nicht, da sie elegant auf an- dere Kontinente ausweichen können – dieses Gesetz könnte das durchaus noch beschleu- nigen. Was sich daraus ergibt ist in logischer Konsequenz ein Wettbewerbsnachteil der heimischen Unternehmen gegenüber den Unternehmen außerhalb der EU. Unbestellte elektronische Werbung aus dem Osten oder auch vom amerikanischen Kontinent werden unsere Email-Accounts und Googleseiten weiterhin heimsuchen, ohne dass diese dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Lesen Sie dazu auf den nächsten Seiten: „DSGVO – 7 Tipps für Ihr Unternehmen“ von Dr. Georg Schratzenthaller wohninsider: Was sollte Ihrer Meinung nach beim Fachhandel ganz oben auf seiner Todo-Liste stehen? KUNDENKOMMUNIKATION + TOP- MITARBEITER. Das Kapital eines Unter- nehmens der Zukunft wird nicht primär das Geld sein sondern neben seiner Vision auch seine Mitarbeiter und seine Kundenkommu- nikation. Geld gibt die Bank oder Investo- ren, wenn das Konzept wirklich gut ist und eben Zukunft verspricht. Es gibt sie, solche Unternehmen. Mittlerweile meist Tischle- reien, wo jetzt die nächste Generation am Ruder ist bzw. kommt und die mehr Man- power besitzen. Die Führungskräfte/Unter- nehmer dieser Generation sind Ingenieu- re oder WU-Absolventen, die besitzen eine HTL Ausbildung, die können mit den unter- schiedlichsten Medien umgehen und haben diese in ihre Geschäftswelt integriert. Die machen ein Gesamtding. Die kommunizie- ren mit ihren Kunden, kennen diese in- und auswendig, weil sie ihre Hausaufgaben ma- chen und bspw. Datenbanken mit allen Kun- deninfos abgespeichert haben und können so zum Wunscherfüller bzw. Problemlöser des Kunden werden. Die haben in ihren Topmit- arbeitern den entsprechenden Background und können daher das „Etwas Mehr“ bieten. Unternehmen, die ausschließlich mit Han- delsware ohne tiefgreifendes allumfassendes Komplettpaket arbeiten, werden es meiner Meinung nach immer schwerer haben. Kontakt: georg@schratzenthaller.at T: +43 (0) 664 50 30 850 Fotos: wohninsider/Lilly Unterrader „In meinem Unternehmen war ich zum Beispiel auch Aufzugswart, neben vielen anderen Tätigkeiten, die von der Behörde vorgeschrieben wurden.“

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