wohninsider April-Mai 2024

26 wohninsider.at | April/Mai | 02. 2024 BRANCHENTALK digitale Sichtbarkeit unvermeidlich sei. Jedoch müssten darob das Grundlegende stimmen, dass sich der Kunde wohlfühlt und das belaste – aus seiner Sicht nicht zwangsläufig – das Budget: „Es müssen einfach die Basics stimmen, zusammengeräumt sein, ein guter Duft im Geschäft sein, angenehmes Licht, um eine familiäre Stimmung unterstützen. Das sind die Low-hanging-Fruits, die man ohne Invest jeden Tag mitnehmen muss.“ Und das sei seiner Meinung nach auch keine Frage der Größe des Geschäfts. Bezüglich der jungen Generation würden die trotz oder dank „Digitalisierung ein Mood Board auf Pinterest zusammenstellen, mit dem Wunsch: ‘So eine Küche hätte ich gern.’“ Und ist sich der Koop-Chef sicher: „Aber auch die Jungen brauchen da Sicherheit!“ In Zukunft bedürfe es jedenfalls „Themenwelten und keine riesigen Schauräume. Diese werden in Zukunft generell eher passé sein, so wie es uns bereits die Skandinavier vormachen.“ Everything Communicates Der Trend, dass Schauräume kleiner und ggf. auch geteilt würden, sei bereits jetzt zu erkennen, konstatierte auch Lanzinger, denn, nicht die Größe der Ausstellung zähle, sondern die qualitative Durchgängigkeit. Und weiter: „Das fängt beim Eingang an und geht bis zur Toilette. Da zählt, wie der Kaffee schmeckt, das geht bis zum Musterraum.“ Er selbst achte bei seinen Aufträgen immer darauf, Kultur und Design parallel zu entwickeln, denn „ich muss wissen, welche Gewohnheiten hat der Händler, was kann man weglassen; wird die Jacke abgenommen oder nicht?“ Da entstehen gewisse Rituale, aufgrund dessen gibt es einen hoffentlich bewussten und stressfreien Beratungsablauf. Nicht zu unterschätzen sei in dem Zusammenhang auch ein Beratungsraum, in dem es nicht zu viele Blickreize gebe. Unter dem Strich ist die Aufgabe des Einrichtungsberaters extrem umfangreicher geworden, ergänzte Schwab. „Dieser muss heute Menschenkenntnis haben, emotional argumentieren, Projektmanager und Reisebegleiter sein, das Produkt kennen, und vieles mehr ...“ Regisseur für ein Projekt Zusammenfassend pointierte Hemetsberger: „In der Vergangenheit wurde sehr viel intuitiv richtig gemacht, dem Zufall überlassen. Weil man am Geschäft ohnehin nicht vorbeigekommen ist. Heute toleriert der Kunde jedoch keinen Funken an Mittelmäßigkeit mehr. Man darf nichts mehr dem Zufall überlassen.“ Ein paar grundlegende Dinge hätten sich jedoch nicht geändert, wie Georg Rieger einwarf: „Auch heute bedarf es einer vernünftigen Bedarfsermittlung: Wie sind die Umstände, was will der Kunde usw.? Und genau mit diesen Lösungen kann ich ihn in der Projektpräsentation dann überzeugen.“ Vom Stress befreit Gerhard Habliczek fasste zusammen, dass die Grundlage aus Sicht des Kunden eine lockere von Stress befreite Atmosphäre sei. Oder wie Lanzinger einhakte: „Das hat mit Geruch zu tun, Musik, dem Ambiente ... oft weiß man gar nicht, warum es so klasse ist. Der ganze Ablauf passiert idealerweise auf Herzebene, sodass man eine Ganslhaut bekommt, wenn man reingeht.“ Sich die Kundenbrille von Zeit zu Zeit aufzusetzen sei dabei eine gute Strategie, so Lanzinger weiter: „Wie geht’s dem, der reinkommt? – Aber viele Händler tun sich damit schwer. Daher ist es unsere Aufgabe in der Beratung der Unternehmen, eine Rezeptur für bewusstes Gestalten zu finden. Denn, den Kunden wird immer bewusster, was sie wollen und auch die Händler müssen das realisieren.“ Zusammenspiel zwischen Handel und Industrie Martin Laireiter dankte schließlich noch der Industrie: „Wir haben das Glück, dass uns die Industrie unterstützt – die Nachfrage gepusht, Begehrlichkeit geschaffen wird.“ Denn „unsere Branche ist eine wertige, hat schöne Produkte, ein gutes Engagement“, rief Kastinger an dieser Stelle auch in Erinnerung. Einen kleinen Kritikpunkt ortete jedoch Hemetsberger, so mangle es nämlich oftmals an digitalen Hilfsmitteln: „Es ist manchmal richtig schwierig, ordentliche Produktbilder, Imagefilme oder digitale Unterlagen zu bekommen“, appellierte er in Richtung Hersteller. Unter dem Strich, fasste Brandtmayr zusammen, müsse man sich bei all der digitalen Veränderung, die im Übrigen bereits eine kleine Gegenbewegung initiiert hätte, keinesfalls davor fürchten, kann sie doch viel Positives bewirken und als Werkzeug dienlich sein. Und schloss er: „Trotz allem freue ich mich, dass ich ein Glas angreifen, eine Skizze auch außerhalb des CAD-Programms machen kann ... Und ich bin der festen Überzeugung, dass uns diese Sehnsucht auch immer begleiten wird ...“ Johannes Artmayr: „Es geht nicht nur ums Kochen, sondern um Freunde, Gespräche und Wohlfühlen.” Günter Schwarzlmüller: „Es müssen einfach die Basics stimmen, zusammengeräumt sein, ein guter Duft im Geschäft sein, angenehmes Licht, um eine familiäre Stimmung unterstützen. Das sind die Low-hanging-Fruits, die man ohne Invest jeden Tag mitnehmen muss.” Auch Bernd Ulrich sieht den Schlüssel in der Differenzierung – „am besten kombiniert mit der eigenen DNA.” Gerhard Habliczek, wohninsider-Herausgeber, und Redakteurin Sylvia Pilar führten die Gesprächsrunde.

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